Mit feuchtem Gesicht bin ich hier in meinem Augenblick, benetzt vom nicht enden wollenden Fluss der Tränen. Den Pfad der Heiligen wollte ich einschlagen, will ich immer noch, aber ich bin zu schwach, ich bin viel zu schwach. Wie schön wäre jener, losgelöst zu sein von den Anfechtungen meines fleischlichen Ichs, vergeistigter Natur zu sein, in die subtilsten Strömungen hineinzuhören, zu erkennen, was dort noch ist, dasjenige, was an Schönheit ich zu erkennen erst in der Lage sein würde, wenn ich mich auf jenen Pfad begäbe. Ich wende mein Antlitz euch zu, ihr, die ihr so und dort all seid, wie und wo ich mir wünschte, zu sein, aber ich kann nicht, ich bin zu schwach, noch nicht so weit. Welch ein Schmerz ist diese Ohnmacht, welch ein Brennen. Ich möchte das nicht, ich begehre auf, ich bin Mensch und so schon gewesen, als mir die kontrollierende Instanz meines Ratio noch gar nicht zur Verfügung stand, ich nur Gefühl und daraus fließende Handlung war. Der Engel der Unschuld segnete mein Sein, denn Unschuld heißt dieser Zustand und war er und ist er noch heute, hier in meinem Augenblick ist sie so da, die Unschuld, denn ich bin Mensch, der Wille ist da, aber ich kann nicht, glühendes Joch, denn es ist Leben, es ist das ausgesetzt sein dem Heer derjenigen Kräfte, Mächte und Geister, zu denen ich mein Verhältnis auf meinem Weg zum goldenen Tor des nimmer-wieder-eintreten-Müssens neutralisieren, ihr Wesen offenbaren und mich dadurch ihrer Macht zu entziehen in der Lage sein müsste und sollte! Sie verbergen sich so oft vor mir, sie zu erkennen bin ich kaum in der Lage, ich setze mich ihnen deshalb aus, jetzt haben sie schon ihren Einfluss geltend gemacht und ihr Joch trage ich, bis ich es durch mein Beten und die Hölle der Entbehrung erleichtert habe, aber es ist so schwer, es ficht mich an, ich kann es kaum ertragen, ich hier in meinem Augenblick und im nächsten und wiederum nächsten und wiederum nächsten…oh, wie qualvoll diese Kette! Und doch trage auch ich die Waffen, sie sind mein Gespür und das, was ich Erkenntnis des Herzens, Intuition nenne! Seid gewarnt, sehend bin auch ich und nicht nur blind! Aber warum dann immer wieder Niederlagen, umhergewirbelt im ewigen Kampf auf dem Schlachtfeld zwischen Mensch und Gott, zwischen jenem Pfad und diesen Anfechtungen. Mit meinem tränen-feuchten Gesicht falle ich nieder, zu beten, mein Antlitz zu erheben, zum Himmel zu schreien, dass keine andere Seele durch meine Schwäche möge verletzt sein und werden.
Mit feuchtem Gesicht bin ich hier in meinem Augenblick, benetzt vom nicht enden wollenden Fluss der Tränen…