Neulich im Morgentau sah ich eine Rose. Sie war eine der letzten, feucht und duftete, dass mir wahnsinnig wurde. Ich streichelte sanft, und nur deswegen sanft, weil ich das verzehrende Feuer meiner Sehnsucht zu beherrschen suchte, damit ich sie nicht verletzte, mit meinem Finger über die weichen Blütenblätter ihrer Schönheit und leckte den Tau, der durchtränkt war mit der Macht ihres Duftes, der aufgenommen hatte ihr Aufbegehren, der schmeckte nach dem reinen Willen, sich der Melancholie des Herbstes trotzend entgegenzustellen und sich in letzter Leidenschaft aufbäumend in ihrer ganzen Schönheit der versiegenden Kraft des Lichts des großen Spendersterns anbot. Ich leckte meinen Finger und nahm sie in mich auf, die Leidenschaft und die Hitze meiner Sehnsucht steigerte sich ins Unerträgliche. Ich konnte dieser nur die Waffe der Traurigkeit entgegensetzen, sie war meine einzige Chance, nicht zu verbrennen, mich nicht gehen zu lassen, in dem, was mein Körper und mein Herz mir hätten befehlen wollen, ich hätte sie verschlungen, ich hätte sie in meinem brennenden Verlangen aus ihrem Dasein geholt, aus ihrem so unschuldigen Stolz, der doch nur rein war, gerissen…und zerstört. Oh, des bin ich so dankbar, dass ihr, meine Beschützer und Lehrer mir die Traurigkeit gesendet habt, denn sie ist meine Waffe gegen das, was nicht geschehen darf, denn Zorn darf es auch nicht, wie alle gleißende Glut, die Zerstörung in sich trägt. Nun weine ich und gedenke der Rose, deren Geschmack mir noch wie verzehrende Sehnsucht auf der Zunge brennt. Es bleibt der Schmerz, welcher mir am liebsten befohlen hätte, dass ich doch noch weiter hätte gehen sollen. Aber wo, wo sind die Grenzen meiner Leidenschaft, innerhalb derer es mir erlaubt sei, Satisfaktion einfordern zu dürfen, ohne zu verdorren? So lasst mich immer und immer erkennen, dass das Feuer nicht zur verzehrenden Glut möge werden und doch bin ich traurig und weine, denn sie hat so gut geschmeckt, mich so befriedigt in meiner Sinnlichkeit in all ihrer Kraft und Leidenschaft! So schaue ich manchmal von dunkler Sehnsucht ergriffen über das Ende der guten Welt, aber ich bin´s getrost, denn ich habe die Traurigkeit, die in lindernder, kühlender Sanftheit, als eine Berührung eurer Flügel, beruhigend sich meines Gemütes und meines Schmerzes angenommen hat…