Es ist Anfang Februar des Jahres 2012, jenes Jahres, über das so viel gesagt wurde und immer noch gesagt wird. Väterchen Frost hat die Lande in seiner gewaltsamen und unerbitterlichen Hand. Kälte durchzieht alles. Ich habe nichts entgegenzusetzen. Die Kälte dringt bis in die tiefsten Bereiche meines Seins. Ich fühle mich wie der Leichnam eines frisch begrabenen Menschen, der durchzogen ist von der Starre des Todes und dessen Temperatur seiner unbeseelten, fleischlichen Hülle, sich derjenigen seiner frostigen Umgebung angeglichen hat.
Ich stehe draußen und rauche. Meine Gedanken kreisen um das Dasein unserer kläglichen Gattung auf diesem Planeten und versuchen beständig den Nebel der Kausalitäten zu durchdringen. Die ewige Frage nach dem Warum und die damit verbundene Erkenntnis, dass es sich um unserer Dasein hier unten in der Materie nicht um einen Zustand des unbeschwerten Seins handelt, sondern um etwas anderes. Schmerz und tiefes Leid bringen mich hierher, wo ich stehe, mit meinen Gefühlen, was ich empfinde und ich kann nicht anders, als die innere Stimme die Gesänge der Anklage schreien zu lassen und doch versuche ich, ruhig und gelassen zu sein, Stille in meine Seele zu lassen, damit ich das Flüstern höre, jenes Raunen, dass mir aus den anderen Welten wie ein lauer Sommerwind entgegenhaucht. Still, gekränkte Seele, sei still, lausche, denn sonst kannst du´s nicht hören!
Die Sonne des frühen Februars scheint mir ins Gesicht. Ich fühle die Wärme auf meinem Antlitz. Sie führt meinen Geist und meine Gedanken zu sich hin und verwandelt sich in meiner Wahrnehmung in das Antlitz Christi, denn sie ist sein Symbol, seine Sefira, die Sonne in den Herzen derjenigen, die sich in diesem Jammertal aufhalten, auf Zeit, um zu lernen, weiterzukommen in den großen Aufgaben, die dieses Stadium der seelischen Entwicklung den Menschen auferlegt. Und ich spüre eine Liebe, eine so große Liebe! Sie entspringt aus der Zuversicht, die sie mir gibt, sie, die Sonne, das Antlitz Christi, die bei denen ist, die Leid tragen. Ich spreche zur dieser Sonne, will immer noch klagen, aber mit der Sanftheit der zarten Vorfrühlingswärme auf meinem Gesicht, weicht die Kälte der Anklage, langsam fügt sich mein Geist dem beruhigenden Einfluss der Offenbarung, die Gewissheit ist! Gewissheit darüber, dass diese Sonne mir den Engel des Schmerzes gesandt hat, um mich auf den rechten Weg zu bringen, dass gerade, weil mich des Engels Schwert des unerbitterlichen Schmerzes in dem schier unerträglichen Maße, wie es mich durchdringt, mich liebt, mir zeigt, dass ich zu denjenigen gehöre, die schon weit sind, vorangekommen sind auf dem Weg des Leids in diesen Bereichen des Gefallenen, dessen Reich die grobe Materie ist. Und Hoffnung keimt in mir auf, die mir Werkzeug ist gegen die Unbilden und die Angriffe der Angst und des Schmerzes. Den können sie nicht auslöschen, denn erbarmungslos ist die Lehrart derjenigen, die mich lieben, aber ich lerne, dass mir mit den Werkzeugen etwas in die Hände gelegt wird, mit dem ich imstande sein werde, den richtigen Weg zu beschreiten, auf dem ich den Anfechtungen des Lebens auf Augenhöhe begegnen kann, ihnen mit dem Werkzeug der Gewissheit, dass es so sein soll und muß, damit ich etwas lerne und dem Grad der Hocherleuchteten mich annähern kann, langsam, Schritt für Schritt, aber mit der unerschütterbaren Gewissheit der Liebe meiner Februarsonne.